CogniMed beliefert seine Kunden auf Wunsch mit komplett getesteten und konfigurierten Leiterplatten. Diese kann der Kunde bei sich einlagern und weiß, dass die Baugruppen sicher funktionieren. Die bestückten Leiterplatten bezieht CogniMed von einem EMS-Fertiger, der typischerweise Jahresmengen der Baugruppe herstellt. CogniMed kann aus der Jahresmenge dann einzelne Abrufe tätigen, diese weiterverarbeiten und an den Kunden versenden. So einfach, so gut!
Gegenwärtig ist dieser Ablauf aber erheblich gestört: Die Anfragen beim EMS-Fertiger führen insbesondere bei Baugruppen mit µ-Controllern zu erheblichen Lieferzeiten, die oft über ein Jahr betragen können. Aber auch andere Bauteile können ähnlich lange Lieferzeiten besitzen. Häufig enthält eine einzelne Baugruppe mehr als 5 solcher Engpassbauteile. Die Einkäuferin der Baugruppe, die von üblichen Wiederbeschaffungszeiten ausgeht, erlebt nun ein grausames Erwachen: Sie muss zur Überwindung jedes Engpasses höhere Preise akzeptieren, aber die Sicherheit einer verfügbaren Baugruppe ist erst gegeben, wenn das letzte Bauteil ergattert wurde. Das bedeutet ein hohes Risiko, trotz des zusätzlichen Geldeinsatzes am Ende doch keine Baugruppe verarbeiten zu können.
Für einige µ-Controller liegt der Einkaufspreis über dem hundertfachen des normalen Einkaufspreises. Kein Wunder also, dass einige Firmen ihre Bestellungen stornieren und versuchen, ohne die Baugruppe über die Runden zu kommen.
Ist die Baugruppe aber Teil eines größeren medizinischen Systems, kann es erforderlich sein, auch solche hohen Bauteilpreise zu akzeptieren. Dann muss schnell gehandelt werden. Knappe Bauteile sind in dieser Situation häufig nur über sogenannte "Broker" erhältlich, und der Name ist Programm. Angebote von Brokern haben oft nur eine Gültigkeitsdauer von 24h mit vorbehaltlichem Zwischenverkauf. Hierzu werden Bestellbudgets festgelegt und freigegeben in deren Rahmen schnelle Entscheidungen gefällt werden können. Aus über 25 Anbietern werden die besten Angebote extrahiert und bestellt. In jedem Falle sollte der Date-Code der Teile bekannt sein, die Verpackung muss bei Anbruch professionell verschlossen sein, um die problemlose Lötbarkeit der Teile sicherzustellen. Viel mehr kann aber kaum überprüft werden, erst nach Verarbeitung der Bauteile und Inbetriebnahme der Baugruppe entscheidet sich, ob man auch Serienqualität erworben hat.
Aber wir benötigen auch zusätzliche Aktivitäten unserer Kunden: Neben der Benennung des ausgemachten Bestellbudgets muss der Kunde selbst die Zahlung der Bauteile vornehmen oder CogniMed die ausgelegten Kosten umgehend ersetzen. Es geht schließlich schnell um hohe Summen. Hierzu muss die Einkäuferin die Entscheidungsträger im Hause mit einbinden und die schwierige Situation und die unangenehmen Konsequenzen erklären. Es ist für beide Seiten hilfreich, einen regelmäßigen Abgleich der Aktivitätssachstände durchzuführen. Ebenso ist auch festzulegen, wie die Mehrkosten abgebildet werden sollen. Es sind zwar von einem Produkt induzierte Mehrkosten, aber will man diese auch auf die Berechnung der variablen Herstellkosten mit einbeziehen? Wie sollen die Mehrkosten dann verbucht werden? Schnell entwickeln sich Fragen, deren Beantwortung auch die Geschäftsabläufe beeinflusst.
Wir bei CogniMed freuen uns über das große Vertrauen, das uns unsere Kunden entgegenbringen; wir haben schon einige solcher Projekte umgesetzt. Dennoch wären wir froh, wenn wir bald wieder ins Normalfahrwasser zurückkehren könnten, denn wer mag schon immer in hohem Risikobereich unterwegs sein? Aber ein Jahr müssen wir vermutlich noch durchhalten…